Was ist noch normale Altersvergesslichkeit, was schon Demenz oder Alzheimer? Dr. Karsten Henkel vom Klinikum Christophsbad hat die Antworten. In seinem Fachvortrag erklärt er die Unterschiede. (Symbolbild, Foto: Christophsbad)

Göppingen: Die gute Nachricht: Die Menschen werden immer älter. Die schlechte Nachricht: Infolgedessen erhöht sich leider auch die Anzahl der an Alzheimer Erkrankten. Prognosen zufolge ist bis zum Jahr 2050 mit einem Anstieg auf 139 Millionen erkrankte Personen weltweit zu rechnen. Anlässlich des diesjährigen Welt-Alzheimertages hält Dr. Karsten Henkel, Chefarzt der Klinik für Gerontopsychiatrie im Klinikum Christophsbad, in Kooperation mit den Demenz-Netzwerken im Landkreis Göppingen zwei Vorträge. Zum Thema „Was ist Demenz – Unterschied zu Altersvergesslichkeit“ wird Dr. Henkel am 18. Oktober in Heiningen im Haus in der Breite referieren. Knapp einen Monat später, am 15. November, hält er dann in Bad Boll im Alten Schulhaus einen weiteren Fachvortrag zum Thema Demenz. Beginn der Veranstaltungen ist jeweils um 19 Uhr.

Doch was genau ist eigentlich die Alzheimerkrankheit? Dr. Karsten Henkel, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, erklärt: „Dass Menschen mit fortschreitendem Alter und insbesondere ab 65 Jahren etwas vergesslicher werden, ist neurologisch gesehen ganz normal – Altersvergesslichkeit ist noch lange kein Grund zur Panik. Die Alzheimererkrankung hingegen sorgt für das kontinuierliche Absterben von Gehirnzellen – die kognitiven Fähigkeiten werden dabei stark beeinträchtigt.“ Dies führt bei den betroffenen Personen zu Vergesslichkeit, Orientierungsstörungen und Verwirrtheit. Darüber hinaus ändern sich im Laufe der Krankheit auch die Persönlichkeit und das Verhalten des Patienten. Morbus Alzheimer ist eine irreversible Erkrankung. Soll heißen: die Krankheit ist bislang nicht heilbar. Jedoch können der Krankheitsverlauf verzögert und die Symptome gelindert werden. Darüber hinaus gibt es einige Präventionsmöglichkeiten: „Ausreichende Bewegung, Training der geistigen Fitness, Pflege der sozialen Kontakte und eine gesunde Ernährung sind das A und O“, so Dr. Henkel. Dadurch können die negativen Folgen der Erkrankung zwar nicht aufgehalten, aber zumindest abgeschwächt werden.

Durch Änderungen des Lebensstils ist das individuelle Risiko, an Morbus Alzheimer zu erkranken, in den letzten Jahren sogar rückläufig. Körperliches Training spielt hier in der Prävention die Hauptrolle. Selbst nach Beginn der ersten Gedächtnisstörungen können hierdurch, wenn auch in geringerem Maße, die kognitiven Fähigkeiten positiv beeinflusst werden. Sogar im Stadium der Demenz kann Bewegung Verhaltenssymptome lindern. Dr. Henkel betont: „Das Ziel ist es, bei den betroffenen Menschen trotz fortschreitender Erkrankung eine größtmögliche Autonomie aufrechtzuerhalten. Die Selbstwirksamkeit und deren Wahrnehmung sind ein großer Faktor im Kampf gegen die Demenz im Allgemeinen und gegen Morbus Alzheimer im Besonderen.“ Dabei helfen auch neuropsychologische Therapieangebote zum Gedächtnistraining, wie sie beispielsweise im Klinikum Christophsbad angeboten werden. In der Memory Clinic (Gedächtnissprechstunde) können Patienten ihre nachlassende geistige Leistungsfähigkeit nach Rücksprache mit dem behandelnden Haus- oder Facharzt überprüfen lassen. Doch nicht nur in der Klinik werden Patienten mit Demenzerkrankungen betreut. Das gerontopsychiatrische Ärzteteam versorgt regelmäßig auch Menschen, die in den Alten- und Pflegeheimen im Landkreis Göppingen leben. So können erste Krankheitsanzeichen in vielen Fällen direkt vor Ort behandelt werden, wodurch lange Klinikaufenthalte vermeidbar sind.

Weitere Infos zum Welt-Alzheimertag:

Nach Schätzungen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft und ihrer internationalen Partner sind aktuell circa 55 Millionen Menschen auf der gesamten Welt von der neurodegenerativen Erkrankung betroffen. Allein in Deutschland leiden 1,8 Millionen Einwohner unter der Krankheit. In der Wissenschaft ist man sich einig darüber, dass rund 60 Prozent aller Demenzerkrankungen weltweit auf die Diagnose Morbus Alzheimer zurückzuführen ist. Die Alzheimer-Krankheit gehört zu den primären Demenzen und verdankt ihren Namen dem deutschen Psychiater und Neuropathologen Alois Alzheimer, der die Krankheit erstmals 1906 entdeckte und beschrieb. Um auf den drastischen Anstieg der weltweiten Alzheimer-Diagnosen aufmerksam zu machen, stellen regionale Vertretungen von Alzheimer-Foren und -Gesellschaften bereits seit 1994 alljährlich am 21. September und in der daran anschließenden Zeit besondere Veranstaltungen auf die Beine. Ziel es ist, auf die Situation der Patienten und ihrer pflegenden Angehörigen hinzuweisen sowie einen gesellschaftlichen Diskurs anzustoßen – ganz ohne Vorurteile und Tabuisierung.